Welch ein Leben?!

Gedicht zum Thema Gesellschaftskritik

von  Shagreen

(Über die Reduktion der Reproduktion auf die Produktion)

1.
Eine Rechnung mit dem Wirt gemacht
Weil er als Gast darüber wacht
Was unterm Strich bleibt und darauf
Solche Rechnung, die geht auf:

Das Atmen macht die Lunge
zum Reden braucht´s ´ne Zunge
zum Bauen daß man bliebe
für Essen und die Liebe
und Irren das ist menschlich
und Toben selbstverständlich
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Das Leben ist von alledem
Voll davon und angenehm
Drum lebe wohl und doch verweile
Ist mehr als die Summe seiner Teile

2.
Als Kunde aus der Gegenwart
Probt er Summen auf seine Art
Er rechnet hier mit Effizienz
So zeigt sich schnell die Differenz:

Das Leben an und für sich
ohn -tmen ist´s natürlich (sprich: te-men)
ohn -eden paradiesisch
ohn -auen ganz verdrießlich
ohn -ssen das versteht sich (sprich: es-esn)
ohn -rren - ups das geht nich´ - (sprich: er-ern)
ohn -oben fast schon redlich
-----------------------------------
Und ARBEIT erhält er dafür
Destilliert mit viel Gespür
Den Rest, der hier nun übrig bleibt
Hat er sich zum Glück einverleibt

3.
Dies´ Ergebnis macht die Runde
Und so spricht die Welt als Kunde:

Wieso Atmen?
Gibt doch Luft in Flaschen!
Mit wem Reden?
Ohne Handys in den Taschen!
Was denn Bauen?
Wird ja rückgebaut!
Schnelles Essen?
Hab´ ich schon verdaut!
Ich und Irren?
Ist beruflich nur bedingt!
Warum Toben?
Wenn ´s aus dem Fernseher dringt!
Welches Leben?

... ein´s mit ARBEIT eben.